Praxisintegrierte Ausbildung bei der AWO Stuttgart
Die praxisintegrierte Ausbildung ist eine Möglichkeit, in den Erziehungsberuf einzusteigen. Der Bereich Kinder- und Jugendhilfe der AWO Stuttgart bietet hier als Träger Praxisstellen an. Die Auszubildenden erhalten in ihrer Ausbildungszeit eine Vergütung nach dem Tarifvertrag Ausbildung der AWO, die monatlichen Kosten für das Erzieher*innenseminar werden von der AWO Stuttgart übernommen.
Elif Molla, 30 Jahre, befindet sich in ihrem 3. praxisintegrierten Ausbildungsjahr zur staatlich anerkannten Erzieherin. Sie absolviert ihre Ausbildung im pädagogischen Ganztag der Wilhelmsschule in Stuttgart-Untertürkheim. Harald Strauß hat mit ihr ein Interview zur praxisintegrierten Ausbildung – kurz: PiA – bei der AWO Stuttgart geführt.
Harald: Was hat dich besonders an der AWO als Ausbildungsträger für die praxisintegrierte Ausbildung überzeugt? Du hättest ja auch woanders machen können.
Elif: Ja genau, ich hatte schon von der AWO gehört, also sogar, bevor ich nach Deutschland umgezogen bin. Das war damals durch das Jugendwerk der AWO, so habe ich die AWO kennengelernt.
Ich wusste, dass die AWO das Thema Vielfalt berücksichtigt und generell sehr offen ist. Deshalb habe ich mich einfach beworben. Ich glaube, es waren zwei bis drei E-Mails an unterschiedliche AWO-Einrichtungen, und dann habe ich von Frau Schopper [Teamleitung des päd. Ganztags] von der AWO Stuttgart eine Antwort bekommen. Ich hätte da bereits die Möglichkeit gehabt, in einem Kinderdorf zu arbeiten, aber ich habe mich für den Ganztag entschieden, weil die Arbeit mir mehr gefallen hat, in einer Schule zu arbeiten. Generell die Vision der AWO, ich glaube, das spielt für mich eine große Rolle.
Sprechen wir über die Werte der AWO: Was ist da für dich anders im Vergleich zu anderen Trägern?
Also, dass bei der AWO zum Beispiel keine Konfession im Zentrum steht. Weil ich auch keiner Religion angehöre. Dann, dass die AWO Vielfalt unterstützen will. Ich gehöre in Deutschland auch zu den Menschen, die zu einer Minderheit zählen. Gleichberechtigung für Menschen mit Migrationshintergrund oder auch das Thema Gender – solche Werte sind mir wichtig.
Ich bekomme viel Unterstützung und Verständnis von der Leitung und dem Kollegium, z. B. in meiner Prüfungsphase oder wenn ich Projekte mit Kindern durchführen muss. Außerdem bietet die AWO Stuttgart viele Fortbildungen an, an denen ich als Azubine auch teilnehmen darf.
Ich schätze es sehr, dass ich z. B. für die Deutschprüfung finanziell unterstützt wurde und dass mein Erste-Hilfe-Kurs schnell und problemlos geklappt hat. Meine Bedürfnisse und Anforderungen werden von eurer Seite – als Leitung – gesehen und ernst genommen.
Wenn wir auf die praxisintegrierte Ausbildung zurückkommen. Du bist jetzt in deinem letzten Jahr, wie läuft die praxisintegrierte Ausbildung ab?
Also die Schule hat immer eine Blockwoche, wo wir Theorie haben und dann drei bis vier Wochen Praxisphase. Insgesamt haben wir zehn Wochen pro Jahr Theorie. In der Theoriephase bleibe ich im Seminar am Michaelshof in Kirchheim u. T., wir haben da Zimmer. In der Praxisphase bin ich dann an der Schule. Ich arbeite wie die anderen Fachkräfte. Aber natürlich mit Unterstützung, meine Grenzen werden berücksichtigt.
Und welche Inhalte werden in den Theoriephasen vermittelt?
Wir haben eine Reihe Hauptfächer: Psychologie, Didaktik, Medienpädagogik, Umwelt und Gesundheit, auch Rechtskunde. Und natürlich vor allem Pädagogik, aber auch Psychologie spielt eine sehr große Rolle.
Was hat dir besonders gefallen?
An meiner Schule wird viel Kunst unterrichtet, das ist zwar kein Hauptfach, aber fast jedes Mal hatten wir zumindest einen Kunstinhalt. Es ist nämlich wichtig, dass man mit sich arbeitet, damit man bereit ist, mit den Kindern zu arbeiten. Besonders gefallen haben mir auch Themenwochen, zum Beispiel Gewaltprävention oder eine Woche zum Thema Emotionen und Traumapädagogik. Nur Rechtskunde ist nicht meins … Mir gefällt an der Ausbildung auch, dass wir am Seminar im Michaelshof so eine Vielfalt unter den Kolleg*innen haben, manche arbeiten in einer Krippe oder im Kindergarten und andere mit Jugendlichen oder in Wohngruppen.
Du machst den praktischen Teil deiner Ausbildung an der Wilhelmsschule Untertürkheim, eine relativ große Grundschule. Was magst du an deiner Arbeit an der Wilhelmsschule in spezifisch also?
Der Grund, warum ich hier weiter arbeiten möchte, ist eigentlich meine Kolleg*innen, weil ich hier sehr gut, wie sagt man? Aufgenommen wurde! Das ist jetzt der wichtigste Grund für mich. Arbeit mit Kindern kannst du überall haben und die Kinder kommen und gehen. Deswegen ist es wichtig für mich, dass ich ein gutes Kollegium habe und mich bei der Arbeit wohlfühle. Das gefällt mir besonders!
Zweitens finde ich es auch gut, dass Wilhelmsschule sehr vielfältig ist und das auch als Vision hat, wie auf der Website steht: „Die Wilhelmsschule versteht sich als Schule einer bunten Vielfalt“, das gefällt mir auch. Zum Beispiel, als ich hier erst angefangen habe, konnte ich nicht so gut Deutsch, aber das war gar kein Problem, obwohl ich mich damit gestresst hatte, ich dachte „Oh Gott, ich kann nicht so gut Deutsch, wie kann ich diesen Job machen?“ und so weiter. Aber das war gar kein Thema auf der Seite der Lehrer*innen oder dem pädagogischen Kollegium. Dass ich so ein schönes Kollegium habe und dass hier Vielfalt auch wirklich gelebt wird.
Zum Schluss noch die Frage: Welchen Ratschlag hast du für Menschen, die sich für eine praxisintegrierte Ausbildung bei der AWO Stuttgart interessieren?
Die sollten auf jeden Fall ein FSJ oder ein Jahr BFD machen, damit sie sehen können, ob sie das Arbeiten mit Kindern wirklich mögen. Dann auf jeden Fall ein Vorpraktikum, so können Interessierte dann ein bisschen schlauer entscheiden, welche Schule ihnen gefällt. Dann gibt es noch Hospitationen, die werden auch am Seminar erwartet, wenn man die PiA machen möchte.
Elif, ich danke dir für deine Einblicke in deine Erfahrungen mit der praxisintegrierten Ausbildung zur Erzieherin. Ich wünsche dir einen sehr guten Abschluss! Die AWO freut sich darauf, dich bald und weiterhin als feste Mitarbeiterin begrüßen zu dürfen.