Am 1. Oktober findet der internationale Tag der älteren Generation statt. 1990 von den vereinten Nationen ins Leben gerufen, dient er als Gelegenheit, um auf die Belange älterer Menschen aufmerksam zu machen, ihre Leistungen zu würdigen und sich für deren Rechte und Würde einzusetzen. Er ist ein Anlass, über die Rolle älterer Menschen in unserer Gesellschaft nachzudenken – nicht nur aus der Perspektive von Pflege und Versorgung, sondern auch im Hinblick auf Erfahrung, Beteiligung und Lebensqualität.

Die AWO Stuttgart setzt sich seit vielen Jahren engagiert für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben im Alter ein. Mit einem breit gefächerten Angebot unterstützt die AWO ältere Menschen in ihrem Alltag. Hier treffen hohe ethische Ansprüche auf organisatorische und strukturelle Herausforderungen. Viele Mitarbeitende leisten unter schwierigen Bedingungen engagierte Arbeit. Nicht zu vergessen ist aber auch das Engagement vieler Angehöriger, für die die Betreuung ihrer Angehörigen oft eine dauerhafte Belastung ist. So ist der 1. Oktober auch eine Gelegenheit, um alle Engagierten in ihrem Tun zu bestärken und den Familien und Bekannten Mut zuzusprechen nicht nachzulassen. Vor allem aber nicht zu schweigen, sondern über Probleme und Schwierigkeiten zu sprechen und sich Hilfe zu holen und falls es Probleme und Schwierigkeiten bei der Betreuung gibt, diese anzusprechen und sich professionelle Hilfe zu holen.

Die Lebenssituation älterer Menschen hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Die großen generationenübergreifenden Familien, alle unter einem Dach, werden immer seltener. Damit sind die Älteren immer häufiger auf sich alleine gestellt. Natürlich helfen Familie und Bekannte wo es geht. Das ist von einer anderen Stadt aus und voll berufstätig aber nicht immer ganz einfach. Dazu kommt die Lebensbiographie. Eine Familie zu sein, bedeutet nicht automatisch in einem guten Verhältnis zueinander zu stehen.

Wenn wir als AWO kontaktiert werden, dann schaffen es in der Regel die Familien nicht mehr und wir werden häufig von unseren Klienten mit einem Gefühl von Einsamkeit oder des Alleingelassenseins konfrontiert. So sind wir nicht nur ein Dienstleister, sondern häufig einer der wenigen Kontakte. Unser Einsatz lässt sich dann nicht in 15 Minuten-Taktungen messen. Genau diese nicht messbaren Momente sind es, auf die es ankommt. Das Zeitnehmen, für Gespräche, für einen gemeinsamen Kaffee oder für vieles mehr.

Vielleicht nutzen Sie die Möglichkeit am 1. Oktober und klingeln einmal bei Ihrer Nachbarin oder Ihrem Nachbarn. Nehmen Sie doch ein Stück Kuchen mit. Vielleicht erleben Sie einen dieser eindrücklichen Momente, wie wir sie häufig erleben. Eventuell erfahren Sie etwas Neues von Ihrem Gegenüber oder Ihnen wird bewusst, dass auch Sie eines Tages in einer ähnlichen Situation sein könnten. Dann ist Wertschätzung nicht nur ein Begriff, sondern ein tatsächliches Bedürfnis.

Unsere Begegnungsstätten sind Orte solcher eindrücklichen Momente. Hier können sie sich beraten lassen oder an einem unseren tagestrukturierenden Angeboten teilnehmen. Beispielsweise an unserem Mittagstisch oder an einem unserer vielfältigen Programmangebote. Passend zum Tag der älteren Generation findet im Begegnungs- und Servicezentrum Pfostenwäldle eine Vernissage zu Werken von Gerlinde Thielecke statt. In 14 Bildern möchte sie „Dem Altern ein Bild geben“ (01.10. um 14.30 Uhr). Unterstützt wird die Veranstaltung vom Stadtseniorenrat Feuerbach und den Senioren der SPD.

Probleme und Schwierigkeiten des Älterwerdens gibt es zahlreiche. Neben körperlichen Gebrechen sind es oft auch finanzielle Nöte. Politische Debatten erwecken häufig den Anschein, dass ältere Menschen der Gesellschaft tendenziell eher auf der Tasche liegen als einen Mehrwert zu bringen. Die Lebensleistung Älterer wird allzu schnell vergessen. Diskussionen über die Rente und über Pflegeleistungen der Kassen werden selten souverän und respektvoll geführt. Die aktuell schlechter werdenden Haushaltslagen der Kommunen lassen für die Zukunft wenig Gutes erwarten.

So kann ich nur an Sie persönlich als Teil der Gesellschaft appellieren: Stehen Sie ein für ein gerechtes Alt werden. Stehen Sie für Ihre Mitmenschen ein. Und wenn Sie immer noch nicht überzeugt sind, so lassen Sie sich von mir warnen: Alt werden geht jeden an. Sie und mich. Wir sollten keine Gelegenheit verpassen uns für ältere Generationen einzusetzen.

Oliver Scherer
Bereichsleitung Altenhilfe AWO Stuttgart

 

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